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Christiane: Wien im Mai 2016 ”Es gibt nur eine falsche Sicht der Dinge, der Glaube, meine Sicht sei die einzig richtige..." Nagarjuna - buddhistischer Philosoph
Ein paar Zeilen aus meiner Sicht zur heutigen Zucht
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Mein erster Wurf, der A Wurf von der Steinmauer, fiel im Jahr 2000. Natürlich war ich damals sehr belesen, habe mich von erfahrenen Züchtern beraten lassen und war der festen Annahme, dass wenn ich zwei gesunde Elterntiere verpaare, natürlich auch nur gesunde Nachkommen dabei hervorkommen können. Schnell wurde ich eines Besseren belehrt! Die Geburt war die reinste Katastrophe, ich hätte damals fast meine Hündin verloren und als es dann ein Jahr später zum Röntgen ging, zogen sich die Ergebnisse von schwerster HD E bis schwerer ED Grad II quer durch den Wurf. Schon bei der Geburt war klar, das es mit Candra keinen weiteren Wurf mehr geben wird.
Nach reifem Überlegen fiel mein zweiter Wurf im Jahr 2001 mit meiner Etienne, einer ganz anderen Hündin und der ganz anderen Linien. Damals hatte ich noch "freie" Rüdenwahl, denn es gab nur einen einzigen Gentest PRA und da war Tine frei. Was heißt freie Rüdenwahl? Ich konnte mich auf die Merkmale konzentrieren, die mir wichtig waren. Gesundheit unter der Berücksichtigung der damaligen Infos, einen bestimmten Typ Hund, der sowohl optisch als auch von den Arbeitsanlagen zu meiner Hündin passt. Ihre Stärken unterstreicht und ihre Schwächen evtl. ein wenig ausgleichen kann. Und sein Wesen! Was mir bis heute noch ganz besonders am Herzen liegt.
Im Laufe der Jahre standen dann nach und nach immer mehr Gentests zur Verfügung. Eigentlich eine riesige Chance für unsere Rasse, keine kranken Hunden mehr zu züchten. Die "Carrier" zogen sich natürlich auch durch meine Linie. EIC carrier, SD 2 carrier, HNPK carrier und dazu noch das PHÄNOMEN des Übergangswirbels. Anstatt mit neuen, gesundheitlichen Erkenntnissen mit Ruhe und sachlich fachlicher Kompetenz umzugehen, muss man sich bei manchen Veröffentlichungen gerade im Bereich EPI fast schuldig fühlen!
Was bedeuten diese zahlreichen Tests jetzt für unsere Rasse? Segen oder Fluch? Werden die Verpaarungen heute nur noch nach Gentests geplant und gehen dabei andere Faktoren wie genetische Vielfalt oder Typisierung komplett verloren? Was ist mit Körperbau, Ausdruck und Wesen?
Vielleicht habe ich auch einfach nur gut zu reden, da mein letzter Wurf 7 Jahre her ist und in Zukunft auch keiner mehr geplant ist...
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Thano: Wien im April 2016 ”Woran sollte man sich von der endlosen Verstellung, Falschheit und Heimtücke der Menschen erholen, wenn die Hunde nicht wären, in deren ehrliches Gesicht man ohne Misstrauen schauen kann." Arthur Schoppenhauer
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Back to the roots Ich denke mir, zu dem Zitat von Arthur Schoppenhauer kann man nicht mehr viel zufügen. Nach vielen Jahren Hundesport, unendlich vielen Hundeausbildungen, Jagdhundearbeit, internationalen Wettbewerben und vielen Prüfungen finde ich das Zitat sehr gut. Grundsätzlich sehe ich meine Philosophie heute in der artgerechten Arbeit - meiner - Retriever fern von Extremen bezüglich Wesen und Interieur und dem Hund entsprechend. Viele von uns, ich selbst nicht ausgenommen, haben die Ehrfurcht vor unserem Hund manchesmal vergessen und der Arbeit im Sinne unserer Rasse den nötigen Respekt nicht entgegen gebracht. Vor lauter Retriever-Zirkus haben einige den Blick dafür verloren, unsere Retriever zusehen, wofür sie gezüchtet wurden. Ich selbst habe es erfahren müssen, wie leicht man in diesen Leistungswahn hinein verfällt und wenn man nicht aufpasst, den Überblick verliert. Unsere Retriever Rassen sind als Jagdhunde und Apportierhunde nach dem Schuss gezüchtet worden und das dazugehörige Wesen sowie den Körperbau brauchen, um diese eine Aufgabe zu erfüllen. Leider ist die Entwicklung, zumindest in Österreich, was die Arbeitsszene anbelangt, eine traurige, wenn nicht sogar schlimmere geworden als die Showszene. Gerade in der Arbeitsszene, vor allem im Workingtestbereich, haben wir eher auf Leistungssport als auf jagdnahe, retrievertypische Arbeit den Schwerpunkt gelegt. Hier ist nicht nur der Richter sondern auch der erfahrene Prüfungsleiter gefragt, den Arbeitstag/Prüfungstag sinnvoll zu gestalten. Derzeit habe ich eher das Gefühl, dass die Durchfallquote und das persönliche Interesse der größere Schwerpunkt sind als die gute Retrieverarbeit mit Blick auf die Niederwildjagd. Auch als Weiterentwicklung im Prüfungs- und Arbeitswesen wäre eine Liberalisierung im zentral geführten Vereinswesen mit neuen Strukturen in Österreich wie z.B. mehr Eigenständigkeit an Durchführungen von Workingtests sowie Dummy Trials durch unsere Ortsgruppen bzw. der Landesgruppen oder gar auch Privatgruppen sicher interessant. Siehe unsere Nachbarn in Deutschland oder Tschechien. Ich denke mir auch ein MEHRRASSEN - Vereinssystem würde der Retrieverrassen in Österreich statt Monopolgestaltung im Zentralismus-Stil gut tun. Hier ist das internationale Niveau, was ja so gerne im Arbeitswesen ausgesprochen wird (ohne das davon die meisten eine Ahnung haben), noch lange nicht erreicht und ich befürchte, dass sich auch in Zukunft nicht viel daran ändern wird.
Ich selber sehe meinen Weg in der Retrieverarbeit darin, auch mit modernen Sichtweisen und immer mehr Wissen den Ursprung unserer Rasse in der Ausbildung nicht zu verlieren...
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